Zwischen Sturm und Regenbogen - Einen Träger in der "Kitastrophe" gründen
- Viktoria Obermaier
- 20. Dez. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Dez. 2024

Warum gerade jetzt eine Kita gründen?
Die Schlagzeilen der letzten Monate oder gar Jahre zur frühkindlichen Bildung in Kitas sind alles andere als ermutigend. Ein kleiner Auszug aktueller Meldungen:
„Tränen, Wutanfälle, Erschöpfung – so fühlt sich Kita wirklich an“
„Bayern bei Fachkräfte-Anteil in Kitas Schlusslicht“
„Krankenstand in Kitas auf Höchststand – immer mehr psychische Erkrankungen“
Diese Liste könnte ich endlos fortsetzen. Besonders in den Schlagzeilen: die neue Förderung für Kitas in München. Und ganz ehrlich – wer sich jetzt entscheidet, eine Kita zu eröffnen oder einen Kita-Träger zu gründen, muss doch verrückt sein. Oder etwa nicht?
Natürlich sind das alles Themen, die ich aus meinem beruflichen Alltag nur zu gut kenne. Sie bringen mich zum Nachdenken – nicht nur als Fachkraft, sondern auch als Mutter. Ich bin selbst von Notbetreuungen betroffen und komme dadurch ganz schön ins Straucheln. Die Nachrichten von erkrankten Mitarbeitenden, die am Sonntagabend um 20 Uhr eintreffen, rauben mir oft den Schlaf.
Und doch: Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, einen Träger zu gründen.
Warum, fragst du dich? Dann lass mich dir meine Geschichte erzählen.
Stell dir vor: Ein Floß auf einem wilden Fluss
Stell dir vor, du stehst auf einem wackeligen Floß mitten auf einem wilden Fluss. Um dich herum: reißende Strömungen (Fachkräftemangel), heftige Regenstürme (hohe Fehlzeiten und Notbetreuung). Plötzlich ruft jemand vom Ufer: „Hey, da drüben kommt ein Wasserfall!“ (Kinder mit steigendem Unterstützungsbedarf).
Und was machst du? Du baust ein Schiff.
Willkommen in meinem Kopf.
Ja, die Welt des sozialen Bereichs ist gerade kein Wellnessurlaub. Es fühlt sich eher an wie ein Survival-Training – nur mit einer Gummiente als Ausrüstung. Und doch gründe ich genau jetzt einen Kita-Träger.
Warum ich es trotzdem tue
1. Weil ich mich vom Sturm nicht wegwehen lasse
Wo andere Chaos sehen, sehe ich Chancen. Wer in dieser Lage eine Kita gründet, muss ein bisschen wie MacGyver sein: Lösungen finden – aus Büroklammern, leeren Finanzierungstöpfen und einer Prise Mut.
Natürlich ärgere ich mich über die Umstände. Manchmal fühle ich mich machtlos und würde am liebsten den Kopf in den Sand stecken. ABER genau in solch einem Augenblick hat mir eine liebgewonnenen Arbeitsfreundin einen Ausschnitt aus dem Buch „Philosophie für Abenteurer“ von Erling Kagge geschickt:
„Abenteuer, ob in der Kunst oder im Leben, sind selten glatt und leicht. Sie fordern uns heraus, sie reißen uns mit, sie stellen uns auf die Probe. Und manchmal sind es gerade die scheinbaren Brüche, die uns lehren, neue Wege zu gehen.“
Vielleicht hilft mir auch meine Kindheit dabei, einen gewissen Ehrgeiz entwickelt zu haben. Ich bin mit drei Geschwistern aufgewachsen, und unsere Familie hatte wenig finanzielle Ressourcen. Doch eines hatten meine Eltern immer: unerschütterlichen Glauben an uns Kinder. Sie haben uns spüren lassen, dass wir alles schaffen können, wenn wir daran glauben und uns anstrengen.
Dieser Glaube hat mich geprägt. Ich habe viele Rückschläge erlebt – beruflich, privat und in so manchen Herausforderungen des Lebens. Aber ich habe nie aufgegeben. Der entscheidende Punkt ist: Ich habe es nie allein geschafft.
Es waren immer andere Menschen, die mir geholfen haben, wieder aufzustehen. Familie, Freunde, Kolleg*innen – gemeinsam haben wir Lösungen gefunden, auch wenn die Umstände schwierig waren. Genau auf diesem Wissen baue ich VIOkita auf: Zusammen können wir unglaublich viel schaffen. Genau das motiviert mich, weiterzumachen – selbst wenn es schwer ist.
2. Weil die Kinder es wert sind
Ja, die Bedingungen sind schwierig. Aber jedes Kind, jede Familie, die wir durch unsere Kitas erreichen, macht einen Unterschied.
Mit VIOkita will ich Kindern die Chance geben, mutig, kreativ und resilient aufzuwachsen. Als Mutter von zwei Kindern wünsche ich mir eine Welt, in der sie ihre Träume verwirklichen können – und dafür brauchen wir starke Wurzeln. Jede kleine Veränderung zählt, und genau hier sehe ich meine Verantwortung.
3. Weil ich träumen kann – und handeln will
Ich könnte mich zurücklehnen und nur jammern (ja, das mache ich manchmal auch). Aber ich habe eine Vision: eine Kita, die wirklich einen Unterschied macht.
Das bedeutet: Nächte voller Zahlen, Finanzpläne und endloser Überlegungen, wie wir Fachkräfte gewinnen und ein besseres Umfeld schaffen können. Aber all das treibt mich an, weil ich daran glaube, dass es möglich ist. Menschen machen den Unterschied – und bei VIOkita werden wir genau das leben.
Ich kann träumen, aber ich bin Realistin – und das bedeutet, ich kenne die Verantwortung, die damit einhergeht. Die Hürden, die vor uns liegen, sind real, und ich will sie keinesfalls kleinreden. Sie sind da, und es ist an uns, sie anzupacken.
Es ist nicht nur unsere Aufgabe, sondern auch die der Politik und der Gesellschaft, für Kinder einzutreten. Es braucht Veränderungen, und dafür müssen wir laut und sichtbar sein. Mit VIOkita wollen wir einen Beitrag leisten – und zeigen, dass wir selbst in schwierigen Zeiten Hoffnung und Perspektiven schaffen können.
4. Weil Humor die beste Rettungsweste ist
Ich habe beschlossen, die Herausforderungen mit Humor zu nehmen. Jede Bewerbung wird zur kleinen Party 🎉, jede neue Fachkraft fühlt sich wie ein Schatzfund an.
Ja, wir können nicht alles ändern. Aber in einem guten Team gibt es immer jemanden, der trotzdem den Sekt aufmacht – und das macht die Reise umso wertvoller.
Warum also jetzt VIOkita?
Weil der Sturm zwar tobt, aber ich trotzdem einen Regenbogen sehe. 🌈 Und manchmal reicht dieser kleine Lichtblick, um loszulegen.
Ich glaube daran, dass nach jedem Tief ein Hoch kommt. Und ich will nicht warten, bis sich alles beruhigt – ich will jetzt mit EUCH zusammen die (Kita) Welt ein kleines Stückchen besser machen.
Bist du dabei? 💕
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